Donnerstag, 2. Januar 2014

Lotta Wundertüte

Was für ein wundervolles Buch! Das ich in den letzten beiden Tagen in jeder freien Minute verschlungen habe. Geschrieben von Sandra Roth, Autorin bei der ZEIT, und Mutter von zwei Kindern. Von Lotta, die im Herbst 2009 mit einer Gefäßfehlbildung im Gehirn zur Welt kam und schwerbehindert ist. Und von ihrem großen Bruder Ben.

Ich kann Frau Roth für dieses Werk nur danken! Mit welcher Liebe und Zärtlichkeit sie uns ihre Tochter Lotta vorstellt, hat mich zutiefst bewegt. Ihren Weg auf sie zu, über so viele Hindernisse und Hürden. Angefangen bei der grausamen, aber ehrlichen Frage: "Wollen wir dieses Kind oder sollen wir lieber abtreiben", als sie im 9. Monat die Diagnose erhält. Über die harte Auseinandersetzung mit der tatsächlichen Tragweite der Hirnschädigung ihrer Tochter, dem Auf und Ab zwischen Zuversicht, Verzweiflung und vollkommener körperlicher und psychischer Überlastung. Bis hin zu den wunderschönen Beschreibungen von Lotta, ihren Grübchen, ihrem Lachen, dem Durchstrecken ihrer 'gelähmten' Beine, wenn sie sich freut und wie sie beim ersten Fahrradausflug der Familie vor Begeisterung kreischt. Gerade diese kleinen, so genau gezeichneten Bilder von der wachsenden und immer intensiveren Liebe von Sandra Roth zu ihrer Tochter und der schönen und so natürlichen Geschwisterbeziehung zwischen Lotta und ihrem großen Bruder Ben, haben mich sehr berührt.

Sehr offen schildert die Autorin aber auch ihre Zweifel, ihr Hadern mit der Situation und vor allem ihre Schwierigkeiten, mit den oft grotesken Reaktionen der Umwelt auf ihre schwer behinderte Tochter umzugehen. Grundehrlich beschreibt sie ihre vielen oft leidvollen, aber auch komischen Wege, sich damit zu arrangieren. Indem sie es schafft, den Reha-Buggy als Porsche unter den Kinderwägen anzusehen. Und den Leuten einfach vorzumachen, wie sie auf Lotta reagieren können. Lotta einen liebevollen Kuss auf die Wange drücken, lächeln und gut.

Sandra Roth verwebt die Beschreibungen aus dem Familienalltag und ihrem eigenen Innenleben aber auch mit harten gesellschaftspolitischen Themen zum Thema Behinderung. Der Frage nach der seelischen Last der Pränataldiagnostik bei den Frauen oder dem stetigen Abbau an guten Förderplätzen in Kindergarten und Schule - im Namen der Inklusion.

Und stellt immer wieder auch die eine große Frage. Nach dem Glück. Und findet darauf so viele wunderschöne Antworten im Kleinen.

"Lotta Wundertüte" wird von vielen gelesen werden. Und etwas bewegen in den Köpfen der Leser. Dessen bin ich mir sicher. Es legt den Scheinwerfer auf das Glück der Elternschaft. Egal ob das Kind läuft, krabbelt oder lacht. "Hauptsache, Liebe". Was für ein wunderschöner Leitsatz!

1 Kommentar:

chris hat gesagt…

Oh, ich habe mal zwei Geschichten von ihr gelesen über Lotta. Ich fand sie auch toll! Da muss ich mir wohl das Buch besorgen...
Liebe Grüße und ein gesegnetes neues Jahr!
Christine & Joshua