Samstag, 27. Februar 2010

Die weißen Teller

In meinem Leben bin ich schon oft umgezogen. Meist war ich voller Vorfreude und konnte es gar nicht abwarten, in eine neue Wohnung, eine neue Stadt oder sogar in ein neues Land zu kommen. Denn eine neue Wohnung ist immer auch ein neuer Anfang, eine neuer Ab-schnitt ...

Dass damit aber auch ein Ende verbunden ist, dass habe ich gestern gemerkt. Als ich bei Uta in der Wohnung saß und ihre grossen weißen Teller einen nach dem anderen in Zeitungspapier eingeschlagen habe. Weil sie in einer Woche aufs Land ziehen, weit weg von Leipzig. Und da wurde mir auf einmal ganz traurig - und ich musste an all die Abende denken, an denen ich von diesen Tellern gegessen habe - in ihrer Wohnung in Gohlis.

Draussen auf dem Balkon, als wir beide noch keine Kinder hatten und darüber diskutierten, wofür es sich lohnt zu leben. Und an den langen Abenden in der Küche, als Uta darauf wartete, dass Antonin aus ihrem Bauch kroch, aber der wollte nicht. Und an den vielen vielen Abenden, als Antonin klein war und ich noch keine Kinder hatte und ganz oft dort übernachtete und fast ein bisschen zur Familie gehörte. Und so verliebt war in den kleinen Prinzen, dass ich auch ein Kind wollte und - Greta nicht lange auf sich warten liess. Dann wurden die Abende seltener, dass ich von Utas weissen Tellern essen durfte, weil ich nun von meinen eigenen weißen Tellern aß und meine eigene Familie hatte.

Und doch werde ich diese Abende vermissen. Und nicht nur die. Aber ich will nicht traurig sein. Und freue mich auf das erste Besuchs-Wochende auf dem Lande, im neuen Haus mit grosser Wohnküche und Kachelofen und draussen dem großen Apfelgarten... Fast wie Bullerbü.

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