Sonntag, 3. Januar 2010

Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder

Als junges Mädchen war ich bei den Pfadfindern. Wir sind zusammen auf 'Fahrt' gegangen, haben irgendwo in Wäldern oder Scheunen geschlafen, haben die Nächte am Feuer durchsungen und durchzecht.


Ein Haufen wild zusammen gewürfelter junger Leute, die nicht viel gemeinsam hatten. Ausser dass sie 'Wuppis' waren (aus Wuppertal) und die 'Fahrt' liebten - die Natur, das Wandern, das Abenteuer, das Singen und das Feuer.


Egal wer, man gehörte dazu. Mein Kopf ist noch heute voller Lieder und Bilder, voller Geruch von verrauchten Klamotten, Heu im Schlafsack, verklebtem Tschai (ein Rotweingebräu) auf der Hose und dem feuchten Tau auf den Zelten am frühen Morgen - wenn wir bei Morgengrauen aufbrachen - oder nach einer wild durchfeierten Nacht ins Zelt gingen.

15 lange Jahre lang hatte ich mit den Pfadfindern nichts mehr zu tun. Die Zeiten waren einfach vorbei.


Dieses Jahr hingegen kam mir zu Ohren, dass eine Gruppe von Leuten aus unserem 'Stamm' (so nennt man die Gruppe, der man zugehört), zusammen Silvester feiern wollten. Und so fuhr ich mit, zusammen mit den Mädels, die von Pfadfindern nicht viel kennen, ausser ein paar Liedern, die ich ihnen zum Einschlafen singe.

Und es war eines der schönsten Silvester, die ich in den letzten Jahren gefeiert habe. Es war wie früher - allerdings ohne Feuer und ohne Zelte.


Wir hatten ein grosses Selbstversorgerhaus gemietet. Und wir hatten an Masse zugenommen, denn aus den sieben Leuten aus unserem Stamm waren im Laufe der Jahre neunzehn geworden - mit Partnern und Kindern.

Aber das Grundgefühl, das unkomplizierte Zusammensein, das Einfach-nur-dasein-können und den Dingen seinen Lauf lassen, das war dasselbe.


Wir sind alle grund-verschieden, waren es immer: aber da gibt es ein Grundeinverständnis, einen Zusammenhalt, eine Unverstelltheit, die ich so nie wieder erlebt habe.


Wir nehmen uns als die, die wir sind. Vielleicht kennen wir uns einfach gut genug - aus den extremsten Situationen. Vorzumachen brauchen wir uns nichts.


Von den Jungs lasse ich mich sogar anpflaumen, zurechtweisen, oder auf den Arm nehmen - ohne beleidigt zu sein. So sind sie halt - waren es immer. Und irgendwie habe ich gemerkt, dass ich sie gerade deswegen so gerne mag.


Und so waren diese Tage über Neujahr eine Zeit ohne Zeit. Loslassen, nichts tun, Kaffee trinken, zusammen sitzen und erzählen, von alten Zeiten oder den Kindern und dem Leben.


Und die Dinge geschahen und die Kindern spielten und der Schnee fiel - dicker und dicker.

2 Kommentare:

Annett hat gesagt…

Mensch, das hört sich super an! Da merkt man doch wie schön das Leben ist, wenn man mit netten und wohlgesinnten Menschen seine Zeit verbringt.
Leider war ich nicht bei den Pfadfindern ich glaube, das hätte mir auch Spaß gemacht.
Die Fotos zeigen die tolle Stimmung von der Du schreibst sehr schön.
LG
Annett

Frank Neuhaus hat gesagt…

Hallo Amelie,
Helge hat mir von Deinem Blog hier erzählt. Sehr schöne Bilder und ein Text, dem ich mich voll und ganz anschließen kann!
Über ein Wiedersehen würde ich mich freuen und vielleicht klappt's ja beim Wuppi-Jubiläum Ende Juni 2010?
Gruß vom Frank